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Jubiläum für Professor Eschenburg

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Mit dem ersten Bibliotheksdirektor des Collegium Carolinums wurde einer der letzten Universalgelehrten des späten 18. Jahrhunderts gewürdigt.

Die 60. Persönlichkeitstafel in Braunschweig ist jüngst an der Universitätsbibliothek enthüllt worden. Gewürdigt wurde mit ihr Professor Johann Joachim Eschenburg (1743-1820). „Im Zentrum von Eschenburgs wirkungsmächtiger Strahlkraft stand das Collegium Carolinum, die heutige Technische Universität Carolo Wilhelmina zu Braunschweig. Er war ihr erster Chronist, ein Universalgelehrter, prägender Wissenschaftsorganisator und langjähriger Bibliotheksdirektor“, erläuterte Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte. Eschenburg hatte seine Laufbahn im Herbst 1767 als öffentlicher Hofmeister am Collegium Carolinum begonnen und wirkte in Braunschweig bis zu seinem Tod am 29. Februar 1820.

Ein Mann der Aufklärung

„Eschenburg, ein Mann der Aufklärung, war vor allem Pädagoge und Vermittler, dessen ungeheure enzyklopädische Sammel- und Publikationstätigkeit ihn zu einem der letzten Universalgelehrten des späten 18. Jahrhunderts machte. Zugleich hat er mit seinem Wirken erheblich zum Ansehen des Collegium Carolinum und zu Braunschweig als städtischem Zentrum der norddeutschen Aufklärung beigetragen“, sagte Biegel weiter. Eschenburg hielt Vorlesungen über Wissenschafts- und Gelehrtengeschichte, Wissenschaftskunde, Philosophie und Philosophiegeschichte, Literaturgeschichte und Literaturtheorie, Rhetorik, Sprachgeschichte, Ästhetik, Kunstgeschichte und Mythologie, Klassische Philologie, Bücherkunde und Bibliothekswissenschaften.

Die Würdigung Eschenburg geht auf eine Anregung aus dem Jahr 2013 zurück. Die Idee entstand während einer Tagung zu Eschenburg mit den Germanisten der Technischen Universität am Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte. Aufgrund der Corona-Jahre verzögerte sich die Umsetzung. Nun ist sie mit einer deutsch-englischen Doppeltafel an der Pockelsstraße vor der Universitätsbibliothek pünktlich zu deren 275. Geburtstag gelungen.

Persönlichkeitstafeln seit 2006

Im Stadtgebiet werden seit 2006 Persönlichkeitstafeln aufgestellt. Sie rücken bedeutende Persönlichkeiten Braunschweigs wieder in das Bewusstsein der Bevölkerung und auswärtiger Gäste. Bei den berücksichtigten Persönlichkeiten handelt es sich entweder um gebürtige Braunschweiger oder Zugezogene, die mit ihrem Wirken auf unterschiedlichsten Gebieten nachhaltig zur Gestaltung und Entwicklung Braunschweigs beigetragen haben. Dazu zählen beispielsweise Max Jüdel und Heinrich Büssing, Ricarda Huch und Martha Fuchs, Gotthold Ephraim Lessing und Louis Spohr oder Luise Löbbecke und Käthe Buchler.

Die Tafeln repräsentieren alle gesellschaftlichen und beruflichen Bereiche wie Wirtschaft, Kultur, Politik, Sport und vieles mehr. Das Projekt „Persönlichkeitstafeln“ wird in gemeinsamer Trägerschaft von der Stadt Braunschweig und der Bürgerstiftung Braunschweig organisiert und zu großen Teilen durch privates Engagement finanziert. In der internationalen Kulturinformationsfarbe Braun signalisieren die Tafeln, dass es an dieser Stelle Informationen zu Baudenkmalen und zu Persönlichkeiten gibt.

Die Tafeln sind im Design des Braunschweiger Leit- und Informationssystem für Kultur gehalten, das 1995 von Prof. Dr. Heiner Erke (TU Braunschweig) und Claudia Albrecht (Albrecht Design) zusammen mit der Stadt Braunschweig entwickelt wurde. BLIK erschließt für Besucher Braunschweiger Kulturdenkmale systematisch, thematisch und zielgerichtet mit Objektschildern für die Traditionsinseln sowie besondere Gebäude und Anlagen.

Direktor des Intelligenzwesens

Eschenburg hat sich mit seinen Kenntnissen und dem intensiven Studium der wissenschaftlichen Literatur enorme Verdienste beim Ausbau und den Nutzungsmöglichkeiten der Bibliothek erworben, so dass er als „der bedeutendste unter den Bibliothekaren des Collegium Carolinum“ gilt. 1787 übernahm er zusätzlich die Direktion des Intelligenzwesens. Damit verbunden waren die Herausgabe der Braunschweigischen Anzeigen, die Redaktion der Gelehrten Beyträge sowie die Leitung der Waisenhausbuchhandlung.

In vielfältiger Weise war Eschenburg darüber hinaus gesellschaftlich in Braunschweig engagiert. Er hatte den „Großen Club“ mitgegründet, eine Lesegesellschaft eingerichtet, sich im Musikleben der Stadt organisatorisch und vermittelnd eingebracht. Mit seinen Arbeiten zum Armenwesen hat er jene Reformen angestoßen die schließlich zur Gründung der Braunschweigischen Armenanstalt 1805 führte. Eschenburg war beruflich und privat eng mit Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781) verbunden.

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