Schwie­rige Handope­ra­tion bei Heinrich dem Stolzen

Bildhauer Magnus Kleine Tebbe vermisst die Hand von Heinrich dem Stolzen. Foto: SBK
Bildhauer Magnus Kleine Tebbe vermisst die Hand von Heinrich dem Stolzen. Foto: SBK

Bildhauer Magnus Kleine-Tebbe richtet an der Grablage im Kaiserdom zu Königs­lutter das Schwert neu aus.

Deutlich erkennbar, wie der richtige Winkel (Holzstab) sein muss. Foto: SBK
Deutlich erkennbar, wie der richtige Winkel (Holzstab) sein muss. Foto: SBK

Ein bisschen unnatür­lich sah es ja im Nachhinein schon aus, wie Heinrich der Stolze (1102 – 1139) sein Schwert auf der Grablage im Kaiserdom zu Königs­lutter so steil nach oben reckte und es quasi unmit­telbar vor sein Gesicht hielt. Aber so richtig aufge­fallen ist es niemanden. Des Rätsels Lösung liegt zunächst in einer missglückten Restau­rie­rung nach 1986 und einer spannenden jüngeren Entde­ckung, die erst vor Kurzem gemacht wurde. Beide Ereig­nisse hängen übrigens mit sinnlosem Vanda­lismus der Grablage von Kaiser Lothar III. (1075 – 1137), seiner Gemahlin Richenza (1087 – 1141) und eben Heinrich dem Stolzen zusammen. Jetzt sorgt der Braun­schweiger Bildhauer Magnus Kleine-Tebbe dafür, dass dem Vater von Heinrich dem Löwen die Hand gerichtet wird und das Schwert wieder in seinem vom Helmstedter Künstler Michael Helwig (1663 – 1783) ursprüng­li­chen Winkel an der Schulter liegt.

Hinweis im Fellkragen

„Bei den beiden Alabas­ter­fi­guren der Kaiserin Richenza und Heinrichs des Stolzen am Grab von Kaiser Lothar sind die Nasen einge­schlagen worden, außerdem fehlt bei der Figur Heinrichs des Stolzen eine Hand, die einer der Übeltäter abschlug“, schrieben die Helmstedter Nachrichten zum ersten Frevel. Jahre später, bei Frevel Nr. 2., meinte ein weiterer Täter, Heinrich dem Stolzen das Schwert entreißen zu müssen. Letztlich ließ er es achtlos im Kaiserdom zurück. Als der neuer­liche Schaden an der Gipshand aber nun behoben werden sollte, fiel der Fehler der ersten Reparatur auf. Im Fellkragen der Figur war eine kleine Vertie­fung zu sehen, in der wohl ursprüng­lich das Schwert gelegen haben musste.

Beweis­foto aus 1938

Das Foto aus dem Jahr 1938 legt befreits einen frühen Fehler nahe. Foto: Repro 1978 nach einer Aufnahme der ehem. Staatl. Bildstelle Berlin
Das Foto aus dem Jahr 1938 legt befreits einen frühen Fehler nahe. Foto: Repro 1978 nach einer Aufnahme der ehem. Staatl. Bildstelle Berlin

„Die Recherche war schwierig, aber wir haben schließ­lich eine Fotografie aus dem Jahr 1938 gefunden, die unsere Vermutung bestä­tigte“, berichtet Verena Mocha vom Staat­li­chen Bauma­nage­ment Braun­schweig. In Abstim­mung mit dem Denkmal­schutz formt Magnus Kleine-Tebbe nun nach dem histo­ri­schen Vorbild zunächst eine Hand aus Plastilin an. Daraus fertigt er eine Gießform für den Gipsaguss, der an die rechte Hand in Form und Farbe angepasst werden muss. Final soll Heinrich der Stolze sein Schwert mit einer Hand aus haltbarem Epoxid fest und sicher halten. Die Arbeiten werden sich noch einige Wochen hinziehen.

Das Grabmo­nu­ment wurde 1708 aufge­stellt, nachdem das mittel­al­ter­liche Kaiser­grabmal aus dem 13. Jahrhun­dert einge­stürzt war. Die darge­stellten Figuren stimmen aller­dings nicht mit der Lage der Sarko­phage, die unter der Boden­platte, überein. Dort liegt Richenza auf der linken Seite von Kaiser Lothar III. und Heinrich der Stolze rechts. In einem vierten Grab liegt ein im Alter von neun Jahren gestor­bener Junge. Unklar ist, ob es sich um ein Kind des Kaiser­paares handelt oder um ein Kind des Herzogs und der Kaiser­tochter Gertrud. Dann würde es sich um einen Bruder von Heinrich dem Löwen handeln.

 

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