Blick in das Gedächtnis der Stadt

Szene aus dem Fußballspiel Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 (1:0) auf dem Sportplatz an der Helmstedter Straße, 20. April 1919. Foto: Stadtarchiv Braunschweig, G XI 58: 1
Szene aus dem Fußballspiel Eintracht Braunschweig gegen Hannover 96 (1:0) auf dem Sportplatz an der Helmstedter Straße, 20. April 1919. Foto: Stadtarchiv Braunschweig, G XI 58: 1

Das Stadt­ar­chiv Braun­schweig beteiligt sich an diesem Sonnabend (7. März) am bundes­weiten Tag der Archive.

Mit der Eröffnung der neuen Ausstel­lung „Stadion – Stadtbad – Stollen“ nimmt das Braun­schweiger Stadt­ar­chiv am bundes­weiten Tag der Archive teil. Die Ausstel­lung im Foyer greift die lange Tradition Braun­schweigs als Stadt des Sports auf und zeigt viele einmalige Objekte zu verschie­denen Ereig­nissen und Personen aus der reich­hal­tigen Braun­schweiger Sport­ge­schichte.

Die Ausstel­lung läuft bis zum 30. April. Darüber hinaus werden an diesem Sonnabend Führungen durch die Magazine und Restau­rie­rungs­werk­statt angeboten (sie Programm unten).

Der Tag der Archive wird zum zehnten Mal, seit 2004 im zweijäh­rigen Turnus veran­staltet. Er ist eine Initia­tive des Verbands deutscher Archi­va­rinnen und Archivare. Ziel ist es, die öffent­liche Aufmerk­sam­keit auf die vielfäl­tigen gesell­schaft­li­chen Funktionen der Archive zu lenken und die archi­vi­sche Arbeit sichtbar zu machen. Mehrere hundert Archiv­ein­rich­tungen öffnen am ersten März-Wochen­ende ihre Magazine für die Öffent­lich­keit.

Viele Archive in der Region beteiligt

Die Bestände des Stadtarchivs warten darauf, entdeckt zu werden. Foto: Stadt Braunschweig, Daniela Nielsen.
Die Bestände des Stadt­ar­chivs warten darauf, entdeckt zu werden. Foto: Stadt Braun­schweig, Daniela Nielsen.

Im Braun­schwei­gi­schen betei­ligen sich neben dem Stadt­ar­chiv Braun­schweig auch das Nieder­säch­si­sche Landes­ar­chiv in Wolfen­büttel, das Landes­kirch­liche Archiv Wolfen­büttel sowie die Stadt­ar­chive in Gifhorn und Helmstedt, das Haus der Geschichte in Meinersen, das Kreis­mu­seum Peine und die Gedenk­stätte Salzgitter-Drütte. Teilweise haben sie auch sonntags geöffnet.

Das Braun­schweiger Stadt­ar­chiv zählt nicht nur zu den bedeu­tendsten und bestän­der­eichsten Kommu­nal­ar­chiven Deutsch­lands, sondern seit der Unter­brin­gung im Schloss 2007 auch zu den modernsten. Alle Bestände werden digita­li­siert und in eine Datenbank einge­pflegt. Der Urkun­den­be­stand umfasst gegen­wärtig rund 9000 Stück. Dazu kommen etwa 2500 mittel­al­ter­liche und frühneu­zeit­liche Stadt­bü­cher sowie rund fünf Regal­ki­lo­meter Akten. Platz ist jetzt noch für mindes­tens die nächsten 30 Jahre Stadt­ge­schichte.

Beste Bedin­gungen im Schloss

Gehütet wie ein Schatz: Braunschweigs Ersterwähnungsurkunde im Stadtarchiv. Foto: Peter Sierigk
Gehütet wie ein Schatz: Braun­schweigs Ersterwäh­nungs­ur­kunde im Stadt­ar­chiv. Foto: Peter Sierigk

„Besser als es uns derzeit hier im Schloss geht, ging es dem Stadt­ar­chiv wahrschein­lich nie. Die Unter­lagen sind klima­ti­siert unter­ge­bracht, alles ist auf dem neusten Stand der Technik. Wir haben sogar eine Kühlkammer für unsere Glasplatten und Dias. Und unseren Benutzern können wir zeitge­mäßen Service anbieten, im Lesesaal und auch darüber hinaus mit der techni­schen Infra­struktur. Seit der Unter­brin­gung im Schloss haben wir die Benutzung verdop­peln können gegenüber der Zeit davor. Das liegt natürlich auch daran, dass das Stadt­ar­chiv nun wesent­lich zentraler als früher liegt“, erläutert Henning Stein­füher, Leiter des Stadt­ar­chivs.

Die Anfänge des Stadt­ar­chivs reichen bis ins ausge­hende 12. Jahrhun­dert zurück, als erste schrift­ge­stützte Privi­le­gien aufbe­wahrt wurden. Syste­ma­tisch wird in der Stadt seit 1408 archi­viert. In den Beständen spiegelt sich die lange und wechsel­volle Geschichte der einstigen Hanse- und Residenz­stadt wider. In den klima­ti­sierten Magazinen nehmen die Ersterwäh­nungs­ur­kunde Braun­schweigs aus dem Jahr 1031 und das Zollpri­vileg von Kaiser Otto IV. als älteste Urkunde der Stadt aus dem Jahr 1199 Sonder­stel­lungen ein.

Lücken­loser Zeitungs­be­stand seit 1745

Darüber hinaus beher­bergt das Stadt­ar­chiv in erheb­li­chem Umfang nicht­amt­li­ches Archivgut. Besonders erwäh­nens­wert sind dabei ein umfas­sendes Fotoar­chiv, der lücken­lose Zeitungs­be­stand seit dem Jahr 1745, eine der größten Theater­zet­tel­samm­lungen Deutsch­lands sowie die Nachlässe bedeu­tender Braun­schweiger Persön­lich­keiten wie Carl Friedrich Gauß, Friedrich Gerstä­cker, Wilhelm Raabe oder Otto Bennemann.

Die Räume (hier das Urkundenarchiv) sind klimatisiert. Foto: Stadt Braunschweig, Daniela Nielsen.
Die Räume (hier das Urkun­den­ar­chiv) sind klima­ti­siert. Foto: Stadt Braun­schweig, Daniela Nielsen.

Natürlich spielt in der Ausstel­lung „Stadion – Stadtbad – Stollen“ der Fußball eine große Rolle. Unter anderem werden die origi­nalen Fußball­re­geln von Konrad Koch aus dem Vereins­ar­chiv von Eintracht Braun­schweig präsen­tiert. Neben der Meister­schaft Eintrachts 1967, sicher dem heraus­ra­genden Sport­er­eignis Braun­schweigs, wird unter anderem auch ein Foto von einem der ersten Derbys zwischen Eintracht und Hannover 96 gezeigt. 1919 gewann Eintracht 1:0. Aber es geht eben nicht nur um das runde Leder.

„Bereits 1828 fanden die ersten „gymnas­ti­schen Übungen“ am Martino-Katha­ri­neum statt. Die dort später unter­rich­tenden Lehrer und Reform­päd­agogen Konrad Koch und August Hermann leisteten auf dem Gebiet der Leibes­übungen Pionier­ar­beit und führten seit 1870 erstmals in Deutsch­land verschie­dene Turn‑, Bewegungs- und Ballspiele ein, wie etwa 1874 das Fußball­spiel. Nach Gründung der ersten Turnver­eine im 19. Jahrhun­dert setzte um die Jahrhun­dert­wende eine Welle von Vereins­grün­dungen mit vielen neuen Sport­arten ein, wie Radfahren, Schwimmen und Tennis. Heute gehören sport­liche Aktivi­täten zu einem wichtigen Teil unserer Lebens­kultur. In der Stadt Braun­schweig bieten aktuell rund 230 Sport­ver­eine zahlreiche Angebote für den Freizeit­sport und Wettkampf an“, heißt es im Ausstel­lungs­pro­spekt des Stadt­ar­chivs.

Wer keine Zeit hat, das Stadt­ar­chiv am Tag der Archive zu besuchen, dem sei die Homepage und da besonders die Seite Stadt­chronik Braun­schweig empfohlen.

Programm:

Das Stadt­ar­chiv bietet an diesem Sonnabend (7. März) von 11 bis 16 Uhr Führungen, Infor­ma­tionen rund um die Archiv­be­nut­zung und den Verkauf von Bildern, Stadt­an­sichten und Werbe­pla­katen im Lesesaal. Archiv­füh­rungen durch die Magazine und Restau­rie­rungs­werk­statt werden um 11.30 Uhr für Kinder (ab 6 Jahre) und um 13 Uhr sowie 14.30 Uhr für inter­es­sierte Besuche­rinnen und Besucher angeboten. Dabei werden insbe­son­dere Archi­va­lien mit sport­his­to­ri­schem Bezug präsen­tiert und erläutert. Spezielle Rundgänge durch die Ausstel­lung beginnen um 12 Uhr und 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Kontakt:

Stadt­ar­chiv Braun­schweig
Schloss­platz 1
38100 Braun­schweig
Tel.: 0531–4704711

Mehr Infor­ma­tion zum Stadt­ar­chiv Braun­schweig: www.braunschweig.de/stadtarchiv
Mehr Infor­ma­tion zum Tag der Archive: www.tagderarchive.de

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