Das Menschenbild der künstlichen Intelligenz
Prof. Dr. Katharina Zweig erhält am 24. Juni in der Klosterkirche Riddagshausen den Abt Jerusalem-Preis.
Prof. Dr. Katharina Zweig, Professorin für Graphentheorie und Analyse komplexer Netzwerke am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Kaiserslautern, erhält am 24. Juni den Abt-Jerusalem-Preis. Wegen der Corona-Pandemie musste der Festakt im vergangenen Jahr verlegt werden. „Katharina Anna Zweigs Expertise umfasst Biochemie, Informatik und statistische Physik. Sie engagiert sich in herausragender Weise für den Dialog zwischen Informatik und Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften sowie zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Aus diesen Gründen ist sie in hohem Maße preiswürdig im Sinne des Abt-Jerusalem-Preises“, heißt es in der Begründung der Jury.
Stärkung der Forschungsregion
Der Abt-Jerusalem-Preis wird zum sechsten Mal für herausragende wissenschaftliche Beiträge verliehen. Der Preis wird von der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, der Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz verliehen. Die Stifter verstehen den Wissenschaftspreis als Beitrag zur Stärkung der Forschungsregion Braunschweig. Das Preiskolloquium findet von 14 bis 18.15 Uhr im Marketing Management Institut in Riddagshausen statt, der Festakt von 19 bis 20.30 Uhr in der Klosterkirche Riddagshausen (Programm s.u.).
Der Abt-Jerusalem-Preis wurde erstmals 2009 anlässlich des 300. Geburtstages von Abt Friedrich Wilhelm Jerusalem (22. November 1709) vergeben. Er wird im zweijährigen Rhythmus verliehen. Bisherige Preisträger waren Nicole C. Karafyllis (Braunschweig/2009), Wolfgang König (Berlin/2012), Gerd de Bruyn (Stuttgart/2015) und Jürgen Osterhammel (Konstanz/2017), Franz Josef Radermacher (Ulm/2019). Namensgeber des Preises ist Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709-1789). Er war Hofprediger und Erzieher des Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand, Abt zu Riddagshausen und Direktor des dortigen Predigerseminars. Er war Initiator und Mitbegründer des Collegium Carolinum (1745), der Vorläuferin der Technischen Universität. Jerusalem gilt als Vordenker eines aufgeklärten Verhältnisses zwischen Glaube und Vernunft und gehörte zu den herausragenden Vertretern des Geisteslebens seiner Zeit.
Ethischen Fragen der Digitalisierung
Katharina Anna Zweig leitet das von ihr gegründete „Algorithm Accountability Lab“ an der TU Kaiserslautern, das sich mit Fragen der Messung der Qualität und der Fairness von algorithmischen Entscheidungssystemen (ADM Systems), der Überwachung und Regulierung solcher Systeme und der Methoden des maschinellen Lernens widmet. In ihrem Fokus stehen vor allem der Beitrag der Informatik zur Bearbeitung gesellschaftlicher Komplexität sowie die sozialen Folgen und ethischen Fragen der Digitalisierung.
Viele ihrer Projekte, Publikationen und Vorträge widmen sich der Frage, wie KI-Systeme und die Gesellschaft zusammenwirken und sich gegenseitig in ihrer Entwicklung beeinflussen. Signifikant für diesen Ansatz ist ihr Projekt mit Partnern vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, in dem sie an einem neuen Ansatz in der Brustkrebstherapie arbeitet. Kennzeichnend ist auch ihr Engagement in einer Arbeitsgruppe zur „Graphentheorie und Analyse komplexer Netzwerke“, in dem sie zeigt, wie soziale Netzwerkplattformen Wissen über ihre Nichtmitglieder sammeln, speichern und verwerten. lm Jahr 2020 gründete Zweig zusammen mit der Philosophin Karen Joisten an der TU Kaiserslautern das CEDIS-Zentrum (Center for Ethics and the Digitalized Society), dessen Ziel es ist, die Chancen und Risiken der Digitalisierung in allen Lebensbereichen mithilfe von ethischen, technischen, sozialwissenschaftlichen und anwendungsspezifischen Forschungsperspektiven zu analysieren und Handlungsempfehlungen zu entwickeln.
Preiskolloquium „Das Menschenbild der künstlichen Intelligenz“ (Vorträge):
14.15 Uhr: „Menschen und Kl-Maschinen: wie sie sich ein Bild voneinander machen“ (Prof. Dr. Jochen Steil, Technische Universität Braunschweig, Institut für Robotik und Prozessinformatik).
15.30 Uhr: „Die Maschine als Abbild des Menschen? — Die technische Reproduktion des Menschen in theologischer Perspektive.“ (Lukas Brand, Magister der Theologie und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Wissenschaftstheorie der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Ruhr-Universität Bochum).
16.15 Uhr: „Das gute Leben mit KI-Systemen? — Der Mensch im Zuge der digitalen Transformation“ (Prof. Dr. Karen Joisten, Technische Universität Kaiserslautern, Fachbereich Sozialwissenschaften, Fachgebiet Philosophie).
17.30 Uhr: „Zeitalter der KI — Zeitalter der Geistes- und Sozialwissenschaften? (Prof. Dr. Katharina Zweig, Technische Universität Kaiserslautern, Fachbereich Informatik).
Kontakt:
Evangelische Akademie Abt Jerusalem
im Theologischen Zentrum
Alter Zeughof
38100 Braunschweig
Tel.: 0531-120540
E-Mail: sekretariatthzlfilk-bs.de
Internet: www.abt-jerusalem-akadernie.de