Nur echt mit Schlag- oder Brand­stempel

Audienzzimmer Schlossmuseum mit zwei Sesseln mit blassrotem Bezug. Foto: Schlossmuseum/Küstner
Audienzzimmer Schlossmuseum mit zwei Sesseln mit blassrotem Bezug. Foto: Schlossmuseum/Küstner

„H.R.Schl.“, „H.S.B“ oder S.B.“ weisen Möbel, Gemälde und Kunst­ge­gen­stände als Originale aus dem Herzog­li­chen Residenz­schloss Braun­schweig aus.

Besucher zeigen sich stets schwer beein­druckt, wenn sie durch die reprä­sen­ta­tive und pracht­volle Flucht von Spiel- und Musik­zimmer, Arbeits­zimmer und Thronsaal im Nordflügel des rekon­stru­ierten Residenz­schlosses Braun­schweig schlen­dern. Die Enfilade des Schloss­mu­seums mit ihren ideal­ty­pisch rekon­stru­ierten Räumen hinter­lässt einen bleibenden Eindruck, wie es sich zurzeit von Herzog Wilhelm von Braun­schweig-Lüneburg (reg. 1831–1844) wohl am Hofe leben ließ. Nicht selten taucht bei den Museums­be­su­chen aber die Frage auf: Woher weiß man so genau, dass die ausge­stellten Möbel, Gemälde und Kunst­ge­gen­ständen tatsäch­lich Originale sind?

Das ist eine berech­tigte Frage, zumal Tapeten, Vorhänge, Decken und Fußböden anhand histo­ri­scher Quellen bekannt­lich aufwändig rekon­stru­iert wurden. Für die Echtheit der vom Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seum, vom Städti­schen Museum Braun­schweig, vom Herzog Anton Ulrich-Museum, vom Hoffmann-von Fallers­leben-Museum sowie von Privat­samm­lern zur Verfügung gestellten Leihgaben gibt es eine ganze Reihe Indizien, wie die Leiterin des Schloss­mu­seums, Dr. Ulrike Sbresny, erklärt. Die entschei­denden Belege finden sich dabei oft unter oder hinter den Gemälden, Möbeln und Kunst­ge­gen­ständen.

„Manchmal ist es schade, dass man unseren Besuche­rinnen und Besuchern die Objekte nicht gleich­zeitig von allen Seiten zeigen kann. Gerade die Rückseiten von Gemälden erzählen häufig ganz spannende Geschichten, weil man aufgrund der Inven­tar­an­gaben ihren Weg eindeutig nachvoll­ziehen kann“, sagt die Museums­lei­terin.

Die Objekte im Schloss wurden in Zeitab­ständen immer wieder inven­ta­ri­siert. Deswegen lässt sich heute mit Gewiss­heit sagen, was dem von 1960 bis 2007 von der Braun­schweiger Bildfläche verschwun­denen Bauwerk zuzuordnen ist. Wenn ein Objekt mit einem entspre­chenden Stempel der jewei­ligen Inven­turen versehen ist, belegt das eindeutig, dass die Mobilie tatsäch­lich ursprüng­lich aus dem Braun­schweiger Schloss stammt. Es bedurfte bei einigen der Exponate, insbe­son­dere jenen, die aus der Welfen-Auktion auf der Marien­burg 2005 stammen, einer gründ­li­chen Überar­bei­tung, so dass vielleicht die von Besuchern erwartete Patina fehlt und so zu der Frage­stel­lung führt.

Zwischen 1885 und 1895 wurden Möbel und Ausstat­tungs­ge­gen­stände erstmals inven­ta­ri­siert und mit einem Brand­stempel „H. R. Schl.“ für „Herzog­li­ches Residenz Schloss“ versehen. Eine schrift­liche Auflis­tung fehlt aller­dings.

Besonders wichtig ist für das Schloss­mu­seum das zwischen 1911 und 1917 entstan­dene „Möbel-Inventar des Residenz-Schlosses zu Braun­schweig“. Die fortlau­fend numme­rierten Einträge enthalten auch Angaben, um welches Objekt es sich handelt und wo es sich zu dem damaligen Zeitpunkt im Schloss befunden hat. Die Mobilien wurden mittels eines Schlag- oder Brand­stem­pels mit der Bezeich­nung „H.S.B.“ für „Herzog­li­ches Schloss Braun­schweig“ und der laufenden Nummer markiert. Auch auf Gemälden sind H.S.B.-Stempel zu finden. „Auf diese Weise konnte bei der Einrich­tung des Schloss­mu­seums eindeutig zugeordnet werden, wo die vorhan­denen Gemälde auch früher hingen“, berichtet Dr. Ulrike Sbresny.

Eine weitere Inventur erfolgte nach der Novem­ber­re­vo­lu­tion im Jahr 1922. Die Überprü­fung entstand im Zusam­men­hang mit den Vermö­gens­aus­ein­an­der­set­zungen zwischen dem Haus Braun­schweig-Lüneburg und dem Braun­schwei­gi­schen Staat. Der zugehö­rige Stempel zeigt die Buchstaben „S. B.“ für „Schloss Braun­schweig“. „Vergleicht man die Inventare, wird deutlich, dass die Objekte im Schloss nicht immer am selben Ort standen oder hingen, sondern durchaus auch bewegt wurden“, erläutert Museums­lei­terin Sbresny.

Eine weitere wichtige Quelle für das Schloss­mu­seum sind natürlich auch alte Fotogra­fien. Während es aus der Zeit der Monarchie kaum Material gibt, ist im Stadt­ar­chiv einiges an Bildern aus der Zeit nach der Novem­ber­re­vo­lu­tion zu finden. Die Fotos zeigen vor allem Räume des „Museums für fürst­liche Kultur“, das im Schloss einge­richtet worden war. Es bestand von 1920 bis 1934 im 1. Oberge­schoss des Nordflü­gels, also dort, wo vorher die Wohnräume des Herzogs gelegen hatten. Auf diesen Fotos sind einige Objekte zu erkennen, die heute wieder im Schloss, genauer im Schloss­mu­seum, zu sehen sind.

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