Spül- und Scheu­er­mittel strengs­tens verboten

Die Restauratorinnen Garnet Rosch-Meier (inks) und Katharina Geier kümmern sich um den Hammerflügel im Schlossmuseum. Foto: Der Löwe
Die Restauratorinnen Garnet Rösch-Meier (links) und Katharina Geier kümmern sich um den Hammerflügel im Schlossmuseum. Foto: Der Löwe

Jährliche Objekt­rei­ni­gung und ‑revision als Teil der präven­tiven Konser­vie­rung von Kunst­ge­gen­ständen im Schloss­mu­seum.

Wertvolle Ausstel­lungs­stücke reagieren empfind­lich auf äußere Einflüsse wie zum Beispiel Tempe­ra­tur­schwan­kungen, Luftfeuch­tig­keit, falsche Beleuch­tung, Schad­stoffe oder Schäd­linge. Restau­ra­toren fassen die Einhal­tung gewisser Standards zum Erhalt wertvoller Kunst- und Kultur­ge­gen­stände unter dem Begriff „präven­tive Konser­vie­rung“ zusammen. Ziel ihrer Aktivi­täten ist es, den Verfall der Exponate zu verhin­dern, ohne in deren Substanz einzu­greifen. Im Schloss­mu­seum findet zum Schutz des ausge­stellten Kultur­gutes jährlich eine sogenannte Objekt­re­vi­sion statt, über die Restau­ra­toren und Restau­ra­to­rinnen akribisch Buch führen, um jeder noch so kleinen Verän­de­rung auf die Spur zu kommen.

Auf Schäden unter­sucht

Aktuell ist es wieder soweit. Die Restau­ra­torin Katharina Geier ist dabei, die zahlrei­chen Ausstel­lungs­stücke zu reinigen. Garnet Rösch-Meier führt die Objekt­be­gut­ach­tung für die Leihgaben des Städti­schen Museums durch. Zu diesem Zweck dürfen sie den Objekten außer­ge­wöhn­lich nah kommen: Zum Schutz der origi­nalen Möbel, Gemälde und Kunst­ge­gen­stände halten im Alltag Absper­rungen die Besuche­rinnen und Besucher zurück, um Berüh­rungen zu vermeiden. Wer übrigens über die Absper­rung greift, wird mit einem schril­lenden Alarm aufge­schreckt.

Wertvoller Hammer­flügel

Garnet Rösch-Meier ist für das Städti­sche Museum bei der Objekt­re­vi­sion dabei. Einige der Ausstel­lungs­stücke im Schloss­mu­seum sind bekannt­lich Leihgaben ihres Arbeit­ge­bers. Besonders wichtig ist das korrekte Raumklima für den berühmten Hammer­flügel. Er ist als einziges Musik­in­stru­ment des Braun­schweiger Schlosses erhalten. Der Flügel zählt zu den kostbarsten präsen­tierten Stücken. Er wurde um 1820 von der renom­mierten Firma Konrad Graf in Wien aus Tropen­holz mit feuer­ver­gol­deten Bronze­be­schlägen und einge­legten Mustern aus Perlmutt sowie Schild­patt gefertigt. „Für den Hammer­flügel sind ideale Tempe­ratur und Luftfeuch­tig­keit natürlich viel wichtiger als beispiels­weise für das Porzellan, das ebenfalls aus unserem Haus stammt“, erläutert Garnet Rösch-Meier.

Silicagel in der Vitrine

Wie diffizil präven­tive Konser­vie­rung ist, wird an einem anderen Objekt im Schloss­mu­seum deutlich. In einer Glasvi­trine wird die silberne Grund­stein­le­gungs­platte, die am 26. März 1833 in das Fundament des Residenz­schlosses einge­lassen worden war, aufbe­wahrt. Für sie wäre die Raumfeuchte, die für sämtliche weiteren Objekte im Raum optimal ist, aber ebenso schädlich wie für die Bleiplatte, in der sie knapp einein­halb Jahrhun­derte aufbe­wahrt worden war. Um die Luftfeuch­tig­keit auf für Metall günsti­gere 40 Prozent zu reduzieren, ist in der Glasvi­trine ein Beutel mit Silicagel unsichtbar verstaut. Das Material wirkt stark wasser­an­zie­hend.

Die massive Urkunde trägt die Namen des Bauherrn Herzog Wilhelm und der wichtigsten am Bau betei­ligten Personen, darunter den des Baumeis­ters Carl Theodor Ottmer. Die Platte war 1972 bei der Besei­ti­gung der Funda­mente des 1960 abgeris­senen Residenz­schlosses von einem Bagger­fahrer zufällig entdeckt worden. Die Bleikas­sette ist sehr stark zerbeult. Das beweist die großen Kräfte, die auf sie einge­wirkt haben.

Spezi­elles Werkzeug nötig

Diplom-Restau­ra­torin Katharina Geier ist von der Stiftung Residenz­schloss Braun­schweig speziell mit der Reinigung von Objekten beauf­tragt. Als Restau­ra­torin hat sie sich bereits während ihres Studiums für eine Material- bzw. Objekt­gruppe entschieden. Geier war bereits bei der Einrich­tung des Schloss­mu­seums 2011 beteiligt. „Es sieht vielleicht wie Sauber­ma­chen zuhause aus, aber das Werkzeug, das benutzt wird, ist speziell für die Säuberung und Pflege wertvoller Kunst­ge­gen­stände herge­stellt worden. Das geht von einem spezi­ellen Staub­sauger bis zu einem Pinsel aus Ziegen­haar, das besonders weich ist. Bei falschem, unvor­sich­tigen Vorgehen können erheb­liche Schäden entstehen“, berichtet Katharina Geier von ihrer Arbeit. Spül- oder Scheu­er­mittel sind natürlich verboten!

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